Mit Kindern Wildblumen entdecken

Am Wochenende habe ich mit meinen beiden Neffen eine kleine Wildblumen-Exkursion gemacht. Das ergab sich ganz spontan und die beiden waren begeistert bei der Sache.

Den Anfang machte allerdings keine Wildblume, sondern ein Getreidefeld.

(c) Foto „Gerste“ Heidrun Lutz

Ich fragte den älteren der beiden, 9 Jahre, ob er wüsste, was das ist? „Nein.“ Und, so erklärte ich ihm, dass es Gerste ist und man sie leicht an den langen Grannen erkennen kann. Neugierig wie beide sind, mussten gleich zwei Halme abgebrochen und genauer begutachtet werden. Der Kleine, 5 Jahre: „Das piekt aber“. Strich dann aber immer wieder in Wuchsrichtung über die Ähre und fand das ganz toll. Dann musste ich ihm helfen ein paar Samenkörner zu lösen. Wenn schon, dann muss man auch alles genau untersuchen 😉 Gut so, dachte ich mir.

Dann wollte er wissen, ob man die Samen säen kann und nächstes Jahr neue Gerste daraus wächst. Woraufhin ich ihm erklärte, dass die Körner noch nicht richtig reif sind, aber später kann man sie säen und neue Gerste wächst daraus.

Der Große hatte andere Fragen, er ging noch einen Schritt weiter und löste die Hülse und meinte: „Das ist ja ganz Weiß da drin.“ Und so erklärte ich ihm, dass daraus bei Weizen das helle Mehl gewonnen wird. Und auch bei Roggen. Er: „Ah ja, Roggenbrötchen.“ Ja, genau. 🙂

Diese kleine Gersten-Kunde animierte mich dazu, die beiden ein wenig mehr auf das, was am Feldrand wächst aufmerksam zu machen.

Wir entdeckten u.a. Klatschmohn, Kornblumen, Rainfarn, Wiesen–Bärenklau, Hundskamille, Glockenblumen, Schafgarbe, Ackerwinde, Johanniskraut, Wiesenflockenblumen, Leinkraut, Weißklee, Odermennig und einiges mehr. Ich habe sie z.B. an der Schafgarbe reiben und riechen lassen. „Das riecht gut“, meinten beide.

Foto „Schafgarbe“ Heidrun Lutz

Auch über den Duft der Ackerdistel waren sie sehr erstaunt. Dass das stachelige „Unkraut“ auch eine angenehme Seite hat, ist leider den wenigsten Menschen bekannt, ich mag den Duft sehr gerne. Ist man vorsichtig, kann man sie auch ohne Verletzungen der Finger für einen Wildblumenstrauß verwenden.

(c) Foto „Klatschmohn“ Heidrun Lutz

Auf besonderes Interesse stieß z.B. der Klatschmohn, so schön rot und leuchtend und weil beide Mohn von Oma‘s Kuchen kennen 😉 Auch, wenn ich ihnen erklären musste, dass das ein anderer Mohn ist. Interessant auch, die Antwort auf meine Frage, welche Blume das ist? Der Große meinte: „Eine Rose?“. Nein, das nicht, aber die Blüte erinnert durchaus an eine einfache Wildrose. Da hatte er nicht unrecht.

Der Kleine war dagegen besonders von der Hundskamille angetan. „Die sieht aus wie Gänseblümchen. Aber die Mitte ist ganz anders (damit meinte er, dass der Blütenkopf sich deutlich nach oben wölbt) …“ Ich habe ihm erklärt, dass sie die Blütenblätter beim Verblühen nach unten klappt und das Blütenköpfchen nach oben. Auch, dass man sie leicht von der echten Kamille am Duft – wie Kamillentee 😉 unterscheiden kann. Er war mächtig beeindruckt und meinte „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ 🙂

(c) Foto „Weißklee“ Heidrun Lutz

Ganz stolz waren sie, weil sie auch einige Blumen bereits kannten: Den Weißklee, Gänseblümchen, Löwenzahn und noch ein paar andere. Besonders amüsiert haben sie sich über die teilweise wirklich lustigen Namen wie: Ochsen-zunge, Schaf-garbe, Bären-klau und auch den Klatsch-mohn.

Der Kleine hat sich von jeder entdeckten Wildblume einen Stängel mitgenommen (musste ihm sogar tragen helfen, weil die kleinen Hände gar nicht mehr alle fassen konnten) und das kleine bunte Sträußchen musste zuhause gleich ins Wasser, damit sie nicht verwelken, wie er richtig feststellte.

Mein Fazit: Es hat den Jungs und mir viel Spaß gemacht. Was mich auch gefreut hat, dass beide auch immer wieder Fragen stellten. Zum Beispiel auch solche: „Ist die selten?“. Der Große meinte damit die Acker-Ochsenzunge, die in der Tat recht selten ist. (Ich kenne hier in unserer Gegend nur eine Stelle wo sie am Feldrand wächst).

Und es hat mir einmal mehr gezeigt, dass Kinder sehr wissbegierig sind und sich auch für scheinbar eher langweilige Dinge wie Wildblumen interessieren (können). Ich möchte wetten, dass bei unserer nächsten Exkursion den beiden viele Blumennamen noch präsent sind. Besonders die mit den lustigen Namen, könnte ich mir vorstellen 😉

Unser Plan für die nächste Runde: Fotos machen und Blumen pressen und trocknen.

9 Gedanken zu “Mit Kindern Wildblumen entdecken

  1. Ein schöner Bericht – ich befürchte, viel zu wenig Kinder haben heute die Möglichkeit, eine solche Erfahrung machen zu dürfen.

    Ein Herbarium, Blumen-Sammelbuch oder Blätter-Sammelbuch mit Kindern anzulegen macht großen Spaß. Zumal es auch sehr spannend ist, gemeinsam mit ihnen zu beobachten, was mit den Pflanzen passiert, wenn man sie trocknet, wie man sie am besten trocknet, wieviel Zeit sie zum Trocknen benötigen u.ä.
    Die dafür notwendigen, kindgerechten Utensilien kann man z.B. gut bei Labbé kaufen: http://shop.labbe.de/echt-labbe/labbe-buecher/herbarium.html oder aber man macht alles selbst.
    Auf jeden Fall ein Projekt, was Kindern in unterschiedlichem Alter Spaß macht – zusätzlich lernen sie noch eine ganze Menge über heimische Pflanzen.
    So manch einer hatte nach einer solchen Aktion dann auch keine Probleme mehr mit den Kräutern im Salat… 😉

    LG, Silke

    1. Hallo Silke,

      Danke.

      An den Möglichkeiten dürfte es kaum liegen, auch in der Stadt kann man viel entdecken. Viel eher mangelt es meiner Meinung am Interesse und Willen der Eltern, der Kindergärten, Schulen usw. Kindern spielerisch die Natur näher zu bringen. Sie dafür zu begeistern.

      Vielen Dank für den Link-Tipp!

      Genau, so ist es. Spaß hatten wir und können auch andere haben. Und, für alle, die nicht so fit in der Pflanzenkunde sind, es gibt viele gute Bestimmungsbücher. Die paar Euro dürften sicher mal drin sein 🙂 Zum Beispiel „Was blüht denn da?“ oder „Wildblumen Erkennen & Bestimmen“.

      Im Frühjahr werde ich die beiden auch mal Giersch usw. probieren lassen. Das könnte zusätzlich helfen auch Grünzeug zu essen 😉

      LG, Heidrun

  2. Richtig herzerwärmend, Heidrun, Deine Geschichte gefällt mir sehr, sehr gut. Meine 5jährige Nichte kennt auch schon die eine oder andere Pflanze und es macht total viel Spaß, mit ihr durch die Gegend zu streifen und Pflanzen anzuschauen. Vor allem auch, weil ich Pflanzen aus meiner eigenen Kindheit wieder erkenne. 😉 Ich wusste damals nicht, dass es Giersch war, aber ich habe immer gern und oft mit Giersch „gekocht“ in meiner damaligen Freiluftküche. Was für Erinnerungen. Wie schön, dass Deine Neffen jetzt auch solche Erinnerungen an Dich und die Stunden mit Dir haben werden.

    Liebe Grüße,
    Doris

    1. Danke!

      Ja, das wäre schön, wenn Sie sich später auch noch daran erinnern 🙂

      Liebe Grüße und eine schöne Woche,
      Heidrun

  3. Ich finde das ganz toll.
    Die Kinder leiben das und es tut ihren Seelen gut –
    wo die Kinder doch auch viel zu viel mit Handy,
    Smartphone und Tablet beschäftigt sind.
    Herrlich ist das
    M.M.

    1. Ja, so ist es. Es wäre schön, wenn auch in Kindergärten/Schulen, vllt. 1 Stunde pro Woche, die heimische Fauna und Flora Thema/Unterrichtsstoff wöre. Unterricht im Freien, vor Ort. An manchen Schulen/Kindergärten gibt es z.B. Wildblumenbeete u.ä., das ist schön. LG, Heidrun

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