Update: 5. Juli 2020
Fragt man einen (Hobby-)Gärtner nach Giersch, wird er vermutlich erst einmal stöhnen oder sogar die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Denn Giersch ist wohl eines der hartnäckigsten und meist gehassten Wild(un-)kräuter. Zu Unrecht.
Richtig ist, Giersch wuchert besonders an halbschattigen/schattigen und eher feuchten Stellen immens. Die vielen langen verzweigten Wurzelausläufer machen es in der Tat schwer, dem Grünen „Monster“ 😉 Einhalt zu gebieten.
Bevor man dem ungeliebten Wildkraut jedoch versucht den Garaus zu machen, möchte ich einmal die guten Seiten des Giersch beleuchten. Ihr glaubt nicht, dass Giersch auch gute Seiten hat? Na, dann lest unbedingt weiter.
Doch zuerst ein kleiner Steckbrief: Aegopodium podagraria gehört zu der Gruppe der Doldenblütengewächse, ist mehrjährig und kann bis ca. 90 cm hoch werden (je nach Standort und Nährstoffangebot). Die weißen Doldenblüten erscheinen etwa ab Mai. Die Blüte kann bis in den Juli andauern. Wie schon erwähnt, man findet den Giersch vor allem an eher schattigen und leicht feuchten Stellen. Wie zum Beispiel am Waldrand, in Hecken und Gebüschen. Und eben auch im Garten, hier besonders gerne auf nährstoffreichen Böden.
Nun zu den guten Seiten des Giersch.
Giersch einfach aufessen.
Aus Giersch lässt sich Salat, Spinat, ein grüner Smoothie oder eine grüne Suppe zubereiten. Auch im (Wild-)kräuter-Quark, in würzigen Pfannkuchen macht er eine gute Figur. Entweder solo oder zusammen mit anderen wilden oder „zahmen“ Kräutern und Salaten.
Ein Rezept zum probieren: Giersch-Pfannkuchen (Für 2 Personen)
Zutaten: 200 g Mehl, 2 Eigelb, ein guter ¼ Liter Milch (od. Milchgetränk eurer Wahl), Meersalz, 2 Eiweiß, 4 – 5 Eßl. (möglichst) junge Gierschblätter (gewaschen und feingeschnitten), Öl zum Ausbacken.
Zubereitung: Alle Zutaten – außer Eiweiß und Giersch – gut verrühren und den Teig etwa eine halbe Stunde ruhen lassen. Dann die Gierschblätter unterrühren. Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unterziehen. Im heißen Fett Pfannkuchen goldbraun backen. Lecker dazu ist ein Joghurtdip (mit Knobi) oder ein frischer Salat (mit Wildkräutern, gerne auch hier mit Giersch).
Heilsamer Giersch
In alten Kräuterbüchern wird davon berichtet, dass Giersch unter anderem für Umschläge bei Gicht verwendet wurde und als Tee bei Ischias und Rheuma. In der Volksmedizin galt der Giersch ebenfalls als Heilmittel bei Gicht sowie bei Durchfall und als Wundmittel wurde er ebenfalls verwendet. Heute findet Giersch jedoch keine Verwendung mehr. Dafür aber umso mehr in der Wildkräuterküche.

Und nicht vergessen will ich, dass ihr Giersch – ebenso wie Brennnesseln – für eine Pflanzenjauche/-brühe zur Pflanzenstärkung verwenden kann!
Wächst der Giersch euch dann noch immer über den Kopf 😉 dann steckt am besten mit einem Spaten einen Bereich ab, in dem der Giersch wachsen darf (denn viele Insekten lieben seine Blüten). Baut eine Wurzelsperre z. B. aus alten Ziegeln oder anderen natürlichen Materialien ein – was ihr eben gerade zur Verfügung habt – je tiefer umso besser und schneidet ihn vor der Blüte, spätestens kurz vor Samenreife, damit er sich nicht zusätzlich zu den Wurzelausläufern auch über den Samen vermehrt.
Alles was außerhalb des geduldeten Gierschbereichs wuchert, lockert ihr am besten tiefgründig mit der Grabgabel und zieht vorsichtig die Wurzelstücke heraus. Je gründlicher ihr arbeitet umso eher bekommt ihr den Wucherer in den Griff. Wenn ihr dann hin und wieder das Procedere wiederholt, wird nicht mehr viel übrig sein und ihr könnt ihn vielleicht sogar nahezu ganz loswerden – so ihr das denn wollt.
Etwas Zeit lässt sich übrigens sparen, indem man eine dicke Mulchschicht (oder dunkle Folie) einige Zeit auf dem zu befreienden Bereich legt. So findet ihr schneller die Wurzel-Kindel und könnt Sie nach dem Lockern relativ leicht herausziehen – wie oben beschrieben.
Giersch im Topf
Wer keinen Giersch im Garten hat (oder haben möchte), aber gerne einmal das Wildkraut versuchen will, empfehle ich die Kultur im Topf. So hat er keine Chance sich auszubreiten und vielleicht sogar den Nachbarn zu ärgern. Er lässt sich ja ganz easy mit einem Wurzelstückchen oder Samen kultivieren.
Ach ja, Giersch ist auch gut für die Fitness: Das kontinuierliche Jäten hält fit 😉
Und, habe ich zu viel versprochen? Gar nicht so übel der Giersch, oder?
Liebe Heidrun,
ein sehr schöner Artikel, danke! Ich komme immer gerne auf Deine Seite, und freue mich, wie schön Du die Schätze unserer Natur in Szene setzt:-))
Seltsam, dass es noch jemanden gibt, der sich auf mit strahlenden Augen auf das „Unkraut“ wirft, um es zu verspeisen, während andere Kopf schüttelnd versuchen, die wahren Schätze der Natur auszulöschen.
Ganz liebe Grüße
Ellen
Hallo liebe Ellen,
danke, freut mich, wenn Dir der Beitrag gefällt 🙂
Es ist mir eine Herzenzangelegenheit, gerade die oft unbeachteten Kräutlein ein wenig mehr ins Rampenlicht zu rücken. Und ihre interessanten und nicht selten auch gesunden und/oder leckeren Seiten zu zeigen.
LG, Heidrun
Ich habe gestern beim Gärtnern ein zartes Girschpflänzchen verkostet. Lecker. 🙂
Ja, die ganz zarten Blättchen kann man locker auch so wegknabbern 🙂
Liebe Heidrun,
In meinem Garten wächst Giersch ohne Ende. Nachdem ich ihn erst verfluchte, hab ich ihn mir inzwischen zum Freund gemacht. Er gehört inzwischen zum „Standardgrün“ in meiner Küche und es lassen sich wunderbare Gerichte damit zaubern. Kürzlich habe ich in meinem Blog welche vorgestellt.
Ich freue mich, soeben Deine Seite entdeckt zu haben, Du berichtest interesaante Dinge.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
Herzliche Grüße von Joona
Liebe Joona,
wie schön zu lesen, dass es noch mehr Giersch-Fans gibt 🙂 Ja, in der Tat es lässt sich einiges damit machen! Und, gesund ist es auch noch. Schaue mir gleich mal Deinen Blog an.
Danke für das Lob und auch Dir ein schönes Wochenende,
herzliche Grüße, Heidrun